stronger than we were yesterday

Makoto und Miyu treffen sich bereits in den frühen Morgenstunden, um gemeinsam zu trainieren. Sie gehören zwar nicht demselben Team an, Makotos sonstiger Trainingspartner ist jedoch ausgefallen, weshalb er sich vertrauensvoll an die junge Hôzuki wendet.

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»Das habe ich mir wirklich nicht gut überlegt, was Kuma?« Miyu saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, die Augen noch halb geschlossen und spielte mit dem kleinen Plüschbären, den sie sich auf ihren Schoß gesetzt hatte. Träge legte sie ihn neben sich und schlug die Decke beiseite. Sofort bildete sich eine leichte Gänsehaut auf ihren nackten Oberschenkeln und sie erschauderte leicht. Hätte sie das Fenster in der Nacht mal doch lieber ganz zu gemacht. Aber frische Luft war wirklich wichtig beim Schlafen! Ihr Blick fiel auf den elektronischen Wecker neben ihrem Bett und sie stöhnte leise. Es war viel zu früh, dafür dass sie heute eigentlich frei hatte und ausschlafen könnte. Aber als Makoto sie gestern gefragt hatte, ob sie ihn beim Training unterstützen könnte, weil sein anderer Partner derzeit krank war, hatte sie natürlich zugesagt. Nagut. Vielleicht konnte sie sich dann ja nachher zu einem Mittagsschläfchen noch mal hinlegen.
Jetzt tippelte sie erst mal über den kalten Fußboden ihres Zimmers zum Schreibtischstuhl, über dessen Lehne sie am Vortag in weiser Voraussicht schon ihre Trainingsklamotten gehängt hatte. Eine lange, weite Hose, in der sie sich gut bewegen konnte und ein atmungsaktives Shirt mit Strickjacke. Das musste reichen. Nur kurz warf sie noch einen Blick in den großen Spiegel an ihrer Tür. Der Stirnschutz saß auf ihrem Haar und das schwarze Band hob sich wunderbar von ihrem schneeweißen Haar ab. Mit einem aufmunternden Lächeln vertrieb sie die Müdigkeit aus ihrem Gesicht und eilte die Treppen hinab, um sich aus der Küche schnell einen Bissen zu Essen zu holen, ehe sie in ihre Turnschuhe schlüpfte. Den kleinen MP3-Player, den ihr Vater ihr zum Eintritt in die Akademie geschenkt hatte, schaltete sie an, steckte die Kopfhörer rein und stellte die Lautstärke gerade hoch genug, um keine Ohrenschmerzen zu bekommen. Dann sprang sie los.
Ihre Mutter war bereits im Laden, sah Miyu aber nicht, als diese daran vorbeilief und kurz winkte. Nicht so schlimm. Sie würden einander sicher später beim Mittagessen sehen. Verabredet war sie mit Makoto auf Trainingsplatz 2, der mit seinem unebenen Boden, dem kleinen Fluss und den vielen Bäumen ein abwechslungsreiches Terrain innehatte und perfekt für jede Form von Training geeignet war. Als sie geschickt auf dem Trainingsplatz landete, erkannte sie den Älteren in der Ferne, wie er motiviert wie immer bereits seine Runden lief. Augenblicklich fragte sie sich, wann er wohl aufgestanden sein musste. Miyu nahm einen Schluck aus ihrer pinken Trinkflasche, hängte sie zurück in die Halterung an ihrem Gürtel und joggte dann zu ihrem heutigen Trainingspartner, um sich seinem Rundenlauf anzuschließen.
»Guten Morgen«, murmelte sie leise, als sie zu ihm aufgeholt hatte und hob zum Gruß eine Hand. Es würde auf keinen Fall schaden, vorerst noch ein paar weitere Runden zu drehen, denn auch sie sollte sich ausgiebig aufwärmen, ehe es ans tatsächliche Training ging. Immerhin waren sie beide heute hier, um sich im Taijutsu weiterzuentwickeln. Naja … hauptsächlich war sie hier, weil sie nicht »Nein« sagen konnte und weil Makoto ein sehr cooler, witziger Typ war, von dem sie eine ganze Menge lernen konnte. »Hast du gut geschlafen, Makoto-san?«, erkundigte sich Miyu mit einem verhaltenen Lächeln auf den Lippen, ehe sie für den Rest des Laufs nach vorn sah und lieber schwieg, um sich ihre Luft gut einzuteilen.

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Gern hätte Miyu ihm gesagt, dass es für sie überhaupt kein Problem darstellte, jetzt hier zu sein, aber da sie a) eine extrem schlechte Lügnerin war und b) ihren Atem einzuteilen versuchte, schwieg sie und nickte lediglich. Sie machte das gern! Miyu war einer dieser Menschen, die ganz furchtbar unter einem Helfersyndrom litten, sich aber auch immer wieder selbst einredeten, dass es okay war. Und in diesem Fall half sie nicht nur einem Freund, sondern tat auch noch sich selbst etwas Gutes.
Tief in ihre Gedanken versunken drehte sie neben Makoto ihre Runden, ehe dieser langsamer wurde und letztlich zum Stehen kam, weshalb sie es ihm gleich tat. »Okay«, erwiderte sie knapp und legte den Kopf ein wenig schief, während sie beobachtete, wie er 10 Minuten lang ins Leere schlug. Ein bisschen unschlüssig, was sie in der Zwischenzeit mit sich anfangen sollte, begab sich die Hôzuki letztlich zu dem Fluss, kniete sich davor und spritzte sich etwas von dem kalten Wasser ins Gesicht. Das weckte dann auch die letzten Lebensgeister und sie schüttelte sich einmal wie ein Hund, dann beobachtete sie wieder Makoto. Der war mittlerweile zu einer anderen Trainingsmethode übergangen. Wie lange er wohl brauchen würde, bis sie tatsächlich anfangen konnten? Ein bisschen hatte sie ja damit gerechnet, dass er schon fertig wäre, wenn sie ankam.
Statt weiter dumm herumzustehen, nahm sie ein paar Shuriken aus ihrer Beintasche und begann, damit auf Bäume zu zielen. Leise segelten die Wurfsterne durch die Luft und blieben mit einem dumpfen Geräusch in den Stämmen stecken. Das wiederholte sie einige Male, mal im Stehen, mal aus dem Laufen oder Springen heraus. Dabei fiel ihr Blick endlich auf die beiden Gestalten, die am Rand des Trainingsplatzes standen und den anderen Genin streng fokussierten. Ohje. Waren die schon die ganze Zeit da gewesen? Was machten sie da? Wer waren die? Miyu kramte in ihren Erinnerungen, war sie sich doch recht sicher, die beiden schon mal irgendwo gesehen zu haben. Mindestens der eine kam ihr verdammt bekannt vor. Ob sie mit Makoto hier waren?
Das Rätsel sollte jedoch sehr bald gelöst werden, als der Ältere sein Einzeltraining beendete und zu ihr geeilt kam, um sie vorzustellen. Vorsichtig lugte Miyu an ihm vorbei zu den beiden Männern und verneigte sich dann einmal tief vor ihnen. »H-hallo«, grüßte sie leise, richtete ihre Aufmerksamkeit dann aber direkt wieder auf Makoto. Ohje ohje ohje. Warum wurden sie denn jetzt auch noch beobachtet? Und dann auch noch von Menschen, die sie gar nicht wirklich kannte? Außerdem war nett ein wirklich dehnbarer Begriff und so kritisch, wie die beiden Herren dreinsahen, wurde Miyu ganz mulmig zumute. Die wollen nichts von dir, sie beobachten sicher nur Makoto, versuchte sie sich einzureden, merkte aber trotzdem, wie ihre Fingerspitzen prickelten und als sie auf ihre Hände sah fiel ihr auf, dass diese sich leicht zu verflüssigen begannen. Eigentlich wäre das jetzt der Moment, um eine Pfütze zu werden. Stattdessen nahm sie den Helm entgegen und setzte ihn sich vorsichtig auf den Kopf. Es war ungewohnt, in solch einer Montur zu sein, denn normalerweise liefen ihre Trainingskämpfe einfach in ganz normalen Outfits ab. Aber sie war für Makoto hier, also würde sie sich an seine Trainingsart anpassen.
»Auf ein gutes Training!«, gab sie zurück, wobei ihre Stimm bei Weitem leiser erklang und nicht annähernd so viel Ehrgeiz und Motivation darin mitschwangen, wie bei ihm. Kurz ließ sie ihre Schultern kreisen, dann setzte sie sich in Bewegung und sprintete mit ihrer gewohnt hohen Geschwindigkeit auf ihn zu, versuchte sich erst an einem Tritt gegen seine Rippen, dann an einem Schlag gegen die Schulter und rundete ihren ersten Angriff mit dem Versuch, Makoto mit einem gezielten Tritt die Beine unterm Körper wegzuziehen, ab. Anschließend sprang sie hoch, machte einen Salto über den Kopf des Größeren hinweg und versuchte, seinen Rücken zu attackieren. Er hatte gesagt er wolle kontern, weshalb sie ganz sorgfältig darauf achtete, wann seine Verteidigungshaltung sich änderte und es den Anschein machte, als wolle er einen Gegenangriff starten.

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Das war nicht gut! Als Makoto ihren Fuß fest in seine Hände nahm, sah Miyu seine Schulter bereits auf sich zukommen und verlor an Schwung, weshalb ihr Schlag nicht so traf wie er sollte. Sie riss überrascht die Augen auf. Ihr war ja bewusst, dass Makoto ein Ass im Taijutsu war, aber seit ihrem letzten Training - das sicher schon einige Monate zurücklag - hatte er sich noch krass viel mehr weiterentwickelt. Und dabei hatten sie gerade erst angefangen. Sie versuchte, sich von ihrer Überraschung nicht allzu sehr aus dem Konzept bringen zu lassen und konzentrierte sich auf seine nächsten Schritte. Die Finte hätte sie eigentlich als solche erkennen können, war jedoch zu sehr darauf konzentriert, unbedingt jedem Angriff auszuweichen, dass sie nicht merkte, wie er an ihre Beine ging und ihr diese unter dem Körper wegzog. Ein Hoch auf ihren Gleichgewichtssinn, andernfalls hätte sie jetzt vermutlich wie eine Schildkröte auf dem Rücken gelegen und wäre nicht mehr hochgekommen. Stattdessen wackelte sie etwas unbeholfen mit den Armen, strauchelte einen halben Schritt nach hinten und schaffte es somit nicht, noch abwehrend ihre Hände zu heben, um sich gegen die einkommenden Schlägen zu verteidigen.
Als sie die erste Faust auf sich zukommen sah, war ihr erster Reflex, die Augen zu schließen und zu einer Pfütze zu werden. So würde er sie auf jeden Fall nicht mehr treffen können! Während sie noch darüber nachdachte, welche Reaktion wohl die beste wäre, hatte sie den ersten Schlag bereits kassiert und taumelte erneut ein Stück zurück. »Umpf«, gab sie lediglich von sich und hätte sich jetzt gern die Wange gerieben, dafür blieb aber absolut keine Zeit, denn die nächsten Schläge folgten. Dieses Mal war sie jedoch vorbereitet und so verflüssigte sich ihr Kopf an den Stellen, die er traf - und das waren nicht wenige.
Von dem plötzlichen Rufen von der Seite etwas irritiert warf Miyu einen kurzen Blick auf den älteren Mann, der da stand, die Hände als Trichter an den Mund gelegt und Makoto Anweisungen gab. Mehr Beinarbeit, huh? Die Hôzuki holte tief Luft, um ihre Atmung wieder etwas zu regulieren, während ihr Kopf sich wieder gänzlich festigte. Dann nickte sie knapp. »K-klar«, erwiderte sie und meinte es zwar auch so, trotzdem kam das Wort eher zögernd über ihre Lippen. »Und bei dir?« Makotos erwartungsvoller Blick verriet ihr, dass er wohl auf einen weiteren Angriff wartete und so umkreiste sie ihn kurz mit ein paar Schritten, ehe sie dieses Mal auf seine Beine ging. Wenn er die als nächstes nutzen sollte, wäre es doch vielleicht nicht schlecht, diese zu beschäftigen? Anders als ihr Gegenüber beherrschte sie keine besonderen Stellungen oder Haltungen - nicht im Faustkampf. Hätte sie jetzt ihre Klinge, dann würde sie vermutlich auch sehr viel mehr auf ihre Position achten. So tat sie einfach das, was sie in diesem Moment als sinnvoll erachtete, machte einen halben Schritt zur Seite, hob erneut ihr Bein, um es wie zuvor in seine Bauchregion zu bewegen, zog es dieses Mal jedoch zurück, noch bevor er es packen konnte und setzte stattdessen tiefer an, versuchte nun ihrerseits ihm das Gleichgewicht zu nehmen, indem sie seine Füße wegzog. Darauf folgten ein paar weitere Tritte, die ihn weiter straucheln lassen sollten, während ihre Arme dieses Mal darauf achteten, ihren Oberkörper besser zu beschützen.